Eine grosse Erleichterung
2017/09/03
OL ist, wenn 15 Posten dein Leben verändern (oder dich zumindest sehr viel glücklicher, erleichterter und zuversichtlicher machen).
Ich war nervös und auch etwas unsicher am Abend vor dem Staffel-Showdown in Lettland. Diese Weltcupstaffel war für mich zu einer richtig wichtigen Angelegenheit geworden, schliesslich wollte ich mir selber beweisen, dass ich es besser kann, als so wie ich an der WM gelaufen bin. Ich wollte für mein Staffelteam eine solide zweite Strecke abliefern und mit einer beherzten Leistung zu einer möglichst guten Platzierung beitragen. Und ich wollte im Ziel endlich wieder mal richtig zufrieden sein können mit meinem Lauf.
Was ich wollte, wusste ich also genau, nur wie ich das anstellen soll, war mir nicht so ganz klar. Der verpatzte Lauf an der Mitteldistanz in ähnlichem Gelände förderte das Selbstvertrauen natürlich nicht gerade…
Gut, weiss Vroni, unsere Trainerin, wie man wirre Köpfe wieder munter macht und gut, erwischte ich das Ränkli noch vor dem Start und spurte mental auf die richtige Schiene ein. Ich stand zwar mit weichen Knien aber mit einem klaren Plan in der Wechselzone und war fest davon überzeugt, das Heft heute nicht aus der Hand zu geben und mein Konzept durchzuziehen, komme was wolle.
Es ging los und ich war wirklich überrascht, nicht von der Bahn, vom Wald oder von den Gegnerinnen, sondern wie einfach es plötzlich ging. «Stick to the plan» war gar nicht schwer und die 15 Posten standen dort, wo ich sie erwartet habe.
Was für eine Erleichterung!
Dass es meinen beiden Staffelkolleginnen Elena Roos und Sabine Hauswirth ebenfalls rund lief, war super und dass Sabe uns im Zielsprint den Sieg sicherte, das Tüpfelchen auf dem i.
Bilder: Janis Ligats
Auch am Tag darauf beim Sprint in Cesis fühlte ich mich noch richtig erleichtert, da muss mir wohl ein regelrechter Felsbrocken vom Herzen gefallen sein :)
Ich hatte Spass an den kniffligen Sprint-Routenwahlen und die längeren Laufstrecken gegen Schluss der Bahn störten mich gar nicht, schliesslich wollte ich die Norwegerin vor mir einholen und nochmals richtig Gas geben… Das Gedanken-Karussell drehte also in die andere Richtung als noch an der WM und zwar in die positive.
Bilder: l,m: Janis Ligats, r: Ojars Millers
Mit vielen Plus ging es dann auch im anschliessenden Trainingslager weiter. Wir nutzten die Tage nach dem Weltcup um uns noch vertiefter mit dem Gelände um Cesis und Sigulda auseinanderzusetzen, schliesslich finden in dieser Region die nächsten Weltmeisterschaften statt. Gegen Mitte der Woche stieg die Summe der Trainings dann aber doch etwas schwindelerregend in die Höhe und ich brauchte einen Ruhenachmittag. Die vielbeschäftigten Bauernhof-Hunde waren wahrscheinlich auch froh, dass sie wenigstens ein paar Stunden auf der faulen Haut liegen konnten und ihr Revier nicht gegen diese frechen OL-Läufer verteidigen mussten.
Für die weiteren Trainingslager im nächsten Frühling sollten wir vielleicht bei Trimtex Wadenschütze anfertigen lassen? Nur damit sich niemand Sorgen macht: Bis jetzt waren die Beine der Zweibeiner immer schneller als die der Vierbeiner und das wird hoffentlich auch so bleiben.
Was sonst noch geschah im TL:
Nacht-OL mit "Startspalier", Diskussionen nach dem Training und Wahl der Sprintstaffelpartner à la Francois
Bilder: Daniel Hubmann
Zurück in der Schweiz wartete eine spezielle Ausgabe des fit for life-Magazins auf mich. Regina Senften hat ein Portrait über uns Gross-Schwestern verfasst und wer will, kann den Artikel hier nachlesen. Viel Spass!
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